Elfenbein-Schreibtafeln

Dr. Svea Janzen

Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunstgeschichte des Mittelalters // DFG-Projekt zu profanen Elfenbeinen des Spätmittelalters
Elfenbein-Schreibtafeln
Foto: Svea Janzen
Svea Janzen, Dr.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
vCard
Svea Janzen
Foto: Carmen Janzen
Frommannsches Anwesen, Raum 211, Majorflügel
Fürstengraben 18
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link

Meine Sprechstunde findet dienstags von 15 bis 18 Uhr nach vorheriger Anmeldung statt. Termine können per Zoom oder in Präsenz abgehalten werden.

Zur Person

  • Vita
    • Seit Oktober 2019 Wissenschaftliche Assistentin an der Professur für Kunstgeschichte des Mittelalters (Prof. Dr. Juliane von Fircks) der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    • 2019 Fortbildung „Museumsmanagement“ an der Freien Universität Berlin, gefördert durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz
    • Mai 2018 Promotion an der Freien Universität Berlin. Titel der Dissertation: Der bewegte Mensch. Malerei in Südostdeutschland um 1430
    • 2017 – 2019 Wissenschaftliche Museumsassistentin i.F. an der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
    • 2016 Visiting Student Researcher an der University of California, Berkeley
    • 2015 – 2017 Promotionsstipendium der Gerda Henkel Stiftung
    • 2011 – 2013 Masterstudium Kunstgeschichte im globalen Kontext an der Freien Universität Berlin
    • 2010 Erasmus-Aufenthalt an der Université de Paris I Panthéon – Sorbonne
    • 2007 – 2011 Bachelorstudium in Kunstgeschichte und Japanologie an der Freien Universität Berlin
  • DFG-Projekt

    ...mes taules d’ivoire entailliés“ – Profane Elfenbeine des Mittelalters

    Im 13.–14. Jhdt. bewirken neue Handelsrouten aus Westafrika eine Blüte der französischen Elfenbeinschnitzerei. Neben sakralen Werken sind weltweit ca. 800 profane Objekte erhalten, darunter reliefverzierte Kästchen, Spiegel und Kämme mit höfisch amourösen Motiven. Obgleich in keinem anderen Medium mittelalterlich-europäischer Kunst ein derart umfangreiches Korpus an Profanwerken existiert, sind diese Elfenbeine kaum beforscht. Das Projekt versteht den singulären Bestand als Schlüssel zum Verständnis der materiellen Kultur spätmittelalterlicher Eliten und zur kritischen Prüfung des Attributs „profan“. Es verfolgt fünf Ziele: 

    1. Es wird erforscht, weshalb gerade im Medium Elfenbein zahlreiche Objekte profanen Gebrauchs und Dekors entstanden. Dazu werden in zeitlich und kulturell breitem Rahmen die Materialikonologie seit der Antike sowie Bezüge zu Elfenbeinen aus Byzanz und dem islamischen Raum untersucht. Die These ist, dass Elfenbein seit jeher als besonders sinnlich wahrgenommen wurde und in Frankreich im 13. Jhdt. auf ein passendes Thema traf, nämlich die zuvor in Texten verhandelte höfische Liebe. Als hautähnlich und zugleich rein geltend war Elfenbein optimal geeignet, diese in Form kleinformatiger Luxusobjekte zu materialisieren.

    2. Während bisherige Forschungen nur den Motiven auf profanen Elfenbeinen gelten, wird hier deren Reiz erstmals anhand des Zusammenspiels von Material, Objekt und Dekor erklärt. Dazu werden die Objekte aus der Perspektive einer longue durée nach ihrer Funktion befragt.

    3. Durch Quellenstudien (Rechnungsbücher, Inventare, Testamente) werden neue Kenntnisse über die Rezipient/-innen profaner Elfenbeine gewonnen. Entgegen bisherigen Annahmen zählten darunter nicht nur adelige Frauen, sondern auch Männer und zunehmend urbane Kreise.

    4. Quantitative Auswertungen von Datierungen und Objektmaßen mittels digitaler Werkzeuge werden zeigen, dass der Markt für Elfenbeine sich im 14. Jhdt. ausdifferenziert: Objekte unterschiedlichen Materialwerts zielen auf verschiedene Käuferschichten, wodurch städtische Eliten an der ursprünglich höfischen Elfenbein-Mode partizipieren können.

    5. Die Definition des Begriffs „profan“ für die Kunst des Mittelalters wird problematisiert und erstmals geformt. Während die Forschung die Profanität eines Gegenstandes meist von dessen Dekor ableitet, wird hier die Funktion des Objekts als bestimmend erachtet. Das Ineinandergreifen der Sphären des als „sakral“ oder „profan“ Geltenden wird analysiert.

    Die Untersuchung der profanen Elfenbeine und ihrer Entstehungsbedingungen zielt insgesamt darauf ab, ein tieferes Verständnis vormoderner Luxuskultur zu eröffnen und sowohl die Tragfähigkeit der Begriffe als auch Grenzziehungen zwischen dem sogenannten „Sakralen“ und „Profanen“ neu zu diskutieren. Unter Rückgriff auf ein methodisches Repertoire, das von Quellenstudium über Stilkritik zu digitalen statistischen Erhebungen reicht, und durch das Zusammenlesen von Material, Objekt und Dekor wird ein inhaltlich-methodischer Beitrag zur Kunstgeschichte des Mittelalters sowie den material und object studies geleistet.

  • Forschungsschwerpunkte
    • Kunst des 15. Jahrhunderts nördlich der Alpen, insbesondere deutsche Malerei der Spätgotik
    • Profane Elfenbeinkunst zwischen Spätantike und Mittelalter - Habilprojekt
    • Die höfische Liebe in den Bildkünsten des Mittelalters
    • Buchmalerei
    • Bildbeschriftungen in Museen
    • Transalpine Künstlerreisen im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
  • Ausstellung

    Schilder einer Ausstellung. Die Bildbeschriftungen der Gemäldegalerie von 1830 bis heute. Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, 02. Juli – 29. September 2019.

    Rezensiert von Johan Schloemann: Dreißig Sekunden für die Ewigkeit. "Schilder einer Ausstellung" - Die Berliner Gemäldegalerie zeigt, wie die Beschriftung im Museum die Wahrnehmung von Kunst lenktExterner Link, Süddeutsche Zeitung vom 17. Juli 2019.

    Besprechung in einem Interview mit Katja Kleinert im Deutschlandfunk KulturExterner Link

  • Vorträge, Interviews, Tagungen

    Tagungen:

    Forum Kunst des Mittelalters, Friedrich-Schiller-Universität JenaExterner Link, 25.–28. September 2024. Gemeinsam mit Juliane von Fircks

    Artes Amatoriae: Die Kunst der höfischen Liebe in Objekt, Bild, Text und Musik (1180-1500), Friedrich-Schiller-Universität Jena, 8.–10. Juni 2022. Gemeinsam mit Juliane von Fircks, gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung

     

    Vorträge und Interviews:

    Write, pray, love. Owning an ivory booklet throughout the centuries. Tagung "Owning Gothic Ivories: Buying, Giving, Circulating", British Museum und Victoria & Albert Museum, London, 25.–26. Oktober 2024.

    (Im)material: Ivory as a Secular Matter, CIHA world congress, Lyon, 23.28. Juni 2024. Sektion: Stories in Transfer. Material Myths and Material Knowledge in Motion

    Von Meistern und Werkstätten. Erfurter Maler des 15. Jahrhunderts. Abendvortrag, Erfurter Geschichtsverein, 23. Mai 2023.

    Krieg und Liebe: Zum frühen Kupferstich im Kontext mittelalterlicher Profankunst. Abendvortrag, Berner Mittelalter ZentrumExterner Link, 24. November 2022.

    Notes from the past: ivory writing tablets and their users. Tagung „Gothic Ivories between Luxury and CrisisExterner Link“, Universität Bern, 27.–28. Oktober 2022.

    Zur Werkstatt des Erfurter Einhornretabels. Tagung „Von Einhörnern und DrachentöternExterner Link“, Mühlhausen, 30. Juni – 02. Juli 2022.

    Elephant and Unicorn. Medieval Ivory Mirrors. Tagung "Mirror in theory and practice. New perspectives on old questions", Universität Wien, 17.–18. Juni 2021.

    Landschaftserkunder. Bildraum und Horizont bei bayerischen Malern, 1414 – c. 1450. Gastvortrag in der Vorlesung „Bildraum und Horizon“ (Univ.-Prof. Dr. Beate Fricke), Institut für Kunstgeschichte, Universität Bern, Mai 2021

    Interviews für die ARTE-Dokumentation Grusel, Glaube und Genie – Gotik!Externer Link, Oktober 2020 / Mai 2021.

    Erfolgreich integriert. Der Meister von Heiligenkreuz und Wiener Goldschmiedekunst. Abendvortrag im Rahmen der Ausstellung "Der Meister von HeiligenkreuzExterner Link", Wien, Kunsthistorisches Museum, 18. April 2019.

    Art Strikes Back. Violence and Art in Early 15th Century Southern Germany. Tagung "Moving Violence. Transgressing the Boundaries of Experience in Medieval Imagery", Tel Aviv University, 11. 13. Dezember 2018.

    Zur Erfurter Tafelmalerei der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Tagung: "Erfurt im Mittelalter", Erfurt, 21.23. Juni 2018.

    Caught by Surprise. Trompe-l'œil in Early Modern German Art. College Art Association Annual Conference, Los Angeles, 21.24. Februar 2018.

    Nicht alles, was glänz, ist Gold. Zur Rezeption der Ars Nova in Bayern. Jahrestagung des ANKK, 12.14. Oktober 2017.

    What can we learn from Artistic Exchanges? A Bavarian Case Study. Renaissance Society of America, Annual Conference, Boston, 31. März 02. April 2016.

     

    Einladungen zu Workshops:

    Die bayerischen Gemälde des Mittelalters im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Workshop zum dritten Band der Bestandskataloge zur Malerei des Spätmittelalters im GNM. Nürnberg, 4.5. Mai 2023.

    Kunsthistorische Handschriftenkunde zwischen Original, Faksimile und Digitalisat. Studienkurs am Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris, 7.13. Oktober 2013.

  • Lehre

    SoSe 2024:

    Einführung in die Objektkenntnis (Basismodul)

    WiSe 2023/24:

    Kaiser, Heilige und Kentauren: Kunst des Byzantinischen Reiches (Aufbaumodul)

    Einführung in die Bildkünste (Basismodul)

     

    SoSe 2023:

    Kleine Schwester oder große Konkurrentin der französischen Krone? Das Herzogtum Burgund im Mittelalter (Aufbaumodul, mit Juliane von Fircks)

    Große Exkursion nach Burgund (Exkursionsmodul, mit Juliane von Fircks)

    (Kunst-)Geschichte in Anwendung: Exkursions- und Methodenseminar zu Kirchenkunst in Thüringen (Aufbau- und Praxismodul, gemeinsam mit Martin Sladeczek)

     

    WiSe 2022/23:

    Kunst ohne Gott? Mittelalterliche Profankunst (Aufbaumodul)

    Paris, Loire, Provence. Französische Malerei des 15. Jahrhunderts (Aufbaumodul)

     

    SoSe 2022:

    Einführung in die Objektkenntnis (Basismodul)

    Kunst im Aufbruch: Malerei, Skulptur und Architektur der Florentiner Frührenaissance (Aufbaumodul)

     

    WiSe 2021/22:

    Einführung in die Bildkünste (Basismodul)

    Zum Lachen in den Keller? Humor in der Kunst des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (Aufbaumodul)

     

    SoSe 2021:

    Einführung in die Architekturgeschichte. Übung vor Bauwerken der Region (Basismodul)

    Endlich objektiv? Naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden und bildgebende Verfahren in der kunsthistorischen Forschung (Aufbaumodul)

     

    WiSe 2020/21:

    Wie die Welt ins Bild kam: Natur und Landschaft in der Kunst vor 1500 (Aufbaumodul)

    Kunst der Spätgotik in Deutschland (Aufbaumodul)

     

    SoSe 2020:

    Die Macht im Bild. Herrscherbilder des Mittelalters und der Renaissance (Basismodul)

    "Sein Leib ein Kunstwerk von Elfenbein" - Elfenbeinkunst des Mittelalters (Aufbaumodul)

     

    WiSe 2019/20:

    Mariendarstellungen und -zyklen in der mittelalterlichen Kunst (Basismodul)

    Einführung in die mittelalterliche Buchmalerei (Aufbaumodul)

Schriftenverzeichnis

  • Monographie, Herausgeberschaft

    Monographie:

    Der bewegte Mensch. Malerei in Südostdeutschland um 1430Externer Link, Petersberg 2020.

    Herausgeberschaft:

    Artes Amatoriae. Die Kunst der höfischen Liebe in Objekt, Bild, Text und Musik 1180-1500, hrsg. mit Juliane von Fircks. (Band in Vorbereitung)

  • Aufsätze

    Werkstätten und Werkstattmaterialien in der Erfurter Malerei der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: Tagungsband "Von Einhörnern und Drachentötern. Skulptur und Malerei des Spätmittelalters in Thüringen. (Band erscheint 2024.)

    Notes from the past: ivory writing tablets and their users, in: Manuela Studer-Karlen und Lisa Schmid (Hrsg.): Gothic Ivories between Luxury and CrisisExterner Link. (Eingereicht, Band erscheint 2024.)

    Das Einhornretabel im Erfurter Dom - Neue Argumente zur Datierung, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, 85 (2024), S. 47-58. (Eingereicht, im Erscheinen.)

    Werkstätten und Werkstatttradition in der Thüringer Malerei der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: Tagungsband "Erfurt im Mittelalter". (2019 eingereicht, Band erscheint 2025.)

    Gerard ter Borch d.J. - Leben und Werk, in: Katja Kleinert (Hrsg.): Gerard ter Borch: Die galante Konversation. Ein Meisterwerk und seine virtuosen Varianten. (2019 eingereicht, Band in Vorbereitung.)

    “har · las · uber · gan”: new evidence about an Eyckian portrait in the National Gallery, London, in: Simiolus. Netherlands quarterly for the history of art, 44-3/4 (2022), S. 135-151.

    Die Strauß-Madonna und ihr Meister – eine kunsthistorische Einordnung, in: Kunstsammlungen des Bistums Regensburg (Hrsg.): Maria Lactans. Das Tafelbild der stillenden Muttergottes aus St. Emmeram in Regensburg, Lindenberg im Allgäu 2022, S. 63-79.

    Wege ins Museum. Zur Musealisierung mittelalterlicher Kunst im 18. und 19. Jahrhundert, in: Spätgotik (Ausstellungskatalog Berlin, Gemäldegalerie, 2021)Externer Link, Berlin 2021, S. 20-26.

    Die historischen Bildbeschriftungen der Gemäldegalerie, in: Jahrbuch der Berliner Museen, 60 (2018/19), S. 75-84.

    Die wiedervereinigten Flügel eines Passionsaltares von Hans Schäufelin, in: Jahrbuch der Berliner Museen, 60 (2018/19), 33-36.

    Lenin resurrected. Destruction and Return of the Lenin Statue of Berlin's Platz der Vereinten Nationen (Leninplatz), in: IKON. Journal of Iconographic Studies, 11 (2018), S. 273-278.

    Die Debatte um den Turmneubau der Berliner NikolaikircheExterner Link, in: Anwesenheitsnotiz, 5 (2013/14), S. 71-94.

  • Katalognummern, Lexikonbeiträge und kleinere Texte

    Mehrere Katalognummern für das Répertoire des peintures germaniques dans les collections françaises (1370-1550), hrsg. v. Isabelle Dubois-Brinkmann. (Eingereicht, erscheint 2024.)

    Mehrere Katalognummern in: Spätgotik (Ausstellungskatalog Berlin, Gemäldegalerie, 2021), Berlin 2021.

    Mehrere Beiträge in: Gemäldegalerie Berlin. 200 Meisterwerke, Leizpig 2019.

    mit Katja Kleinert: Jan Vermeer's Young Woman with a Pearl Necklace. The Painting's Provenance and FateExterner Link, sowie Jan Vermeer's Young Woman with a Pearl Necklace. The Painting's Journey to its Current AppearanceExterner Link, beide auf Google Arts & Culture.

    Mehrere Einträge in: Andreas Beyer, Bénédicte Savoy und Wolf Tegethoff (Hrsg.): De Gruyter Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 88: Matijn - Meixner, Berlin - Boston 2016.

  • Rezensionen

    Was Jan van Eyck sah und wusste. Rezension zu Maximilaan Martens, Till-Holger Borchert, Jan Dumolyn, Johan De Smet und Frederica Van Dam (Hg.), Van Eyck. Eine optische Revolution (Ausstellungskatalog Gent, Museum voor Schone Kunsten). Stuttgart: Belser, 2020. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 83 (2021), S. 138-143.

    A brief reply to Griet Steyaert's recent article on the Ghent Altarpiece, auf: LISA. Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung.

    "Pour en finir avec Barthélemy d'Eyck" oder für die Wiederaufnahme einiger eingestellter Verfahren? Rezension zu Rose-Marie Ferré: René d'Anjou et les arts. Le jeu des mots et des images, Turnhout: Brepols, 2012. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 78 (2015), S. 144-148.