Harlekin im Frommanschen Garten (FrommanscherSkulpturenGarten 2012)

FrommannscherSkulpturenGarten 2012

Christoph Reichenbach, 07. Juni – 15. Juli
Harlekin im Frommanschen Garten (FrommanscherSkulpturenGarten 2012)
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Harlekin im Frommanschen Garten (FrommanscherSkulpturenGarten 2012)

Foto: Anne-Kathrin Hinz

Das Frommannsche Anwesen, das um 1800 ein zentraler Treffpunkt von Künstlern und Philosophen der deutschen Klassik und Romantik war, wird zum Ausstellungsort zeitgenössischer Kunst. Der Lehrstuhl für Kunstgeschichte unter der Leitung von Prof. Dr. Verena Krieger organisiert in Kooperation mit dem Jenaer Kunstverein erstmalig eine Skulpturenausstellung im Garten der historischen Anlage. Die Präsentation von Figuren des Bildhauers Christoph Reichenbach (geb. 1950, lebt und arbeitet in Halle/Saale) stellt den Auftakt des neuen Ausstellungsformats FrommannscherSkulpturenGarten dar, welches von nun an jährlich im Sommersemester stattfinden wird.

 

Die groß- und kleinformatigen Variationen des Harlekin von Christoph Reichenbach sind stehend, sitzend und schreitend im Garten zu finden. Die Kombination von Acrylfarbe, Blattmetallen und Blei zieht sich wie ein mit farbigen Flicken übersätes Kostüm über die Kunstharzfiguren und verleiht ihnen zusammen mit der für den Harlekin typischen Kappe ihren einzigartigen Charakter. Die sich im Laufe der Zeit durch Korrosionsprozesse verändernden Oberflächen und die ausgedünnten oder in die Länge gezogenen Gliedmaßen und Körper lassen die Plastiken fragil, zart und bewegt wirken. Sie erinnern an die Skulptur der klassischen Moderne und insbesondere an die stelenartig abstrahierten Figuren und Büsten von Alberto Giacometti.

 

Reichenbachs Harlekine sind nicht durch Ausgelassenheit, akrobatische Akte oder närrischen Schabernack gekennzeichnet, wie sie mit der Rolle des Spaßvogels verbunden werden. Sie wirken eher berührend menschlich, ruhen nachdenklich in sich, stehen mit verschränkten Armen den Betrachtern gegenüber oder wenden sich einander zum Gespräch zu. Dabei werden auch Bezüge zur aktuellen Zeitgeschichte hergestellt, wie z. B. der große schreitende Harlekin mit rückwärts gekehrtem Torso (Dem Morgen zu). Er entstand vor dem Hintergrund der Erfahrung der Wende durch den Künstler Anfang der 1990er Jahre und verweist auf den Wunsch, voranzuschreiten und gleichzeitig zurückblicken zu wollen.

 

Christoph Reichenbachs Skulpturen überraschen die Besucher des Frommannschen Anwesens, rahmen ungewohnte Blickwinkel und eröffnen neue Erfahrungsweisen des Gartens. Durch ihre vielfältigen historischen, künstlerischen und biografischen Referenzen stehen die Plastiken des Künstlers in produktiver Spannung zum Frommanschen Garten.