Meldung vom:
Projekt „Bildzeit und Bildrhythmen. Eine kunstwissenschaftliche Denkfigur und ihre rezeptionsästhetischen Implikationen“
Forschungsprojekt im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms Ästhetische Eigenzeiten. Zeit und Darstellung in der polychronen ModerneExterner Link (SPP 1688)
Projektleitung: Prof. Dr. Johannes Grave und Prof. Dr. Reinhard Wegner
Mitarbeiter*innen: PD Dr. Arno Schubbach, Sonja Scherbaum
Laufzeit: 2017-2020
Das Vorhaben knüpfte an das vorangehende DFG-Projekt „Bild – Blick – ZeitExterner Link“ an und vertiefte die Untersuchungen zur rezeptionsästhetischen Temporalität des Bildes am Phänomen der Bildrhythmen. Es griff dazu die Beobachtung auf, dass Bildern um 1900 sowohl in der künstlerischen Praxis als auch in Kunsttheorie, Ästhetik und Psychologie vermehrt rhythmische Qualitäten attestiert wurden. Die Rede von Bildrhythmen ist jedoch nur sinnvoll, wenn Bilder durch ihre formalen Eigenschaften den zeitlichen Verlauf der Betrachtung beeinflussen und strukturieren können. Allein in konkreten Wahrnehmungsprozessen kann das rhythmische Potenzial von Bildern realisiert und freigesetzt werden. Ziel des Forschungsprojekts war es, zu einem adäquaten Verständnis des Begriffs Bildrhythmus beizutragen. Auf der Basis der wissensgeschichtlichen Rekonstruktion ausgewählter Ansätze und in Weiterführung jüngerer Positionen wurde die Angemessenheit und Produktivität des Rhythmusbegriffs für die bildenden Künste erwogen, um auf diese Weise eine besonders wirkmächtige Erscheinungsform der rezeptionsästhetischen Temporalität des Bildes genauer zu fassen. Im Rahmen des Projekts entstanden zwei Fallstudien zum Rhythmus-Begriff in Ästhetik, Psychologie und bildender Kunst um 1900 sowie zur Kunst Max Klingers.
Ausgewählte Publikationen zu den Projektergebnissen:
Johannes Grave, Boris Roman Gibhardt und Max Pommer, Bildzeit und Bildrhythmen. Eine kunstwissenschaftliche Denkfigur und ihre rezeptionsästhetischen Implikationen, in: Michael Gamper und Steffen Richter (Hg.), Ästhetische Eigenzeiten. Bilanz der zweiten Projektphase (Ästhetische Eigenzeiten, Bd. 19), Hannover 2020, S. 233–260.
Boris Roman Gibhardt, ‚Einzige Welle, allmähliches Meer’. Rhythmus in Literatur und Kunst um 1900. West – Ost, Göttingen 2021.
Boris Roman Gibhardt (Hg.), Denkfigur Rhythmus. Probleme und Potenziale des Rhythmusbegriffs in den Künsten (Ästhetische Eigenzeiten, Bd. 18), Hannover 2020.
Boris Roman Gibhardt, Rhythmical Presentness. On the ‚rhythmology’ of perception. Maldiney – Cézanne – Rilke, in: Aesthetic Temporalities Today: Present, Presentness, hg. von Gabriele Genge, Ludger Schwarte und Angela Stercken, Bielefeld/New York 2020, S. 129–142.
Johannes Grave und Boris Roman Gibhardt, Rhythmus, in: Michael Gamper, Helmut Hühn und Steffen Richter (Hg.), Formen der Zeit. Ein Wörterbuch der ästhetischen Eigenzeiten, Hannover 2020, S. 314–323.
Johannes Grave, Bild und Zeit. Eine Theorie des Bildbetrachtens, München 2022.
Christin Neubauer, Heinrich Vogeler und die Rhythmusdebatte um 1900. Zur Konstruktion und Rezeption von Bildrhythmen in Heinrich Vogelers Jugendstilgraphiken für den Inselverlag, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 47 (2020), S. 217–244.
Max Pommer, „Alles tönet in einen Accord zusammen…“. Gedanken über das Verhältnis von Bild, Zeit und Musik in Philipp Otto Runges Grafikzyklus Vier Zeiten, in: Klang und Stille in der bildenden Kunst. Visuelle Manifestationen akustischer Phänomene, hg. von Cristina Urchueguia und Karolina Zgraja, Basel 2021, S. 139–164.
„Wie der Charakter eines Musikstückes“. Zum Verhältnis von Bild und Musik in Max Klingers theoretischem und praktischem Schaffen, in: Klinger (Ausstellungskatalog, MdbK Leipzig, 2020), hg. von Alfred Weidinger, Leipzig 2020, S. 185–195.