Meldung vom: | Verfasser/in: Vivien Busse
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„Wissenschaft hat in Jena eine bedeutende Rolle in der Stadt. Ihre Wertschätzung ist großartig und vorbildhaft“, beschreibt Prof. Dr. Anja Laukötter ihren ersten Eindruck von der Stadt. Sie ist neue Professorin für Kulturgeschichte am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ein Schwerpunkt dieser Professur umfasst das Museum/Museumsstudien. Die gebürtige Westfälin freut sich darauf, die Zusammenarbeit zwischen universitärer Lehre und Forschung und der Öffentlichkeit weiter auszubauen.
Vielfältige Ausrichtung der Kulturgeschichte
Mit ihren breit gefächerten Forschungsschwerpunkten, die sich von der Geschichte des Wissens und der Wissenschaften, der Emotionsgeschichte, der Geschichte des Sammelns und der Sammlungen bis hin zur Medien- und Körpergeschichte sowie der Geschichte des (Post-) Kolonialismus erstrecken, bereichert Anja Laukötter das Themenspektrum am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Universität Jena. Ihren Fokus auf das 19. und 20. Jahrhundert will sie auch in Jena fortführen und die Forschung zu diesen Themengebieten zukünftig weiter prägen.
Wissenschaftliche Sammlungen eröffnen grundlegende Fragen
Besonders die Einbindung der über 40 wissenschaftlichen Sammlungen der Universität in die Lehre und für die Öffentlichkeit liegen der Wissenschaftlerin am Herzen. Neben der Beschäftigung mit der Historizität der Sammlungen möchte sie auch mit Museen und weiteren kulturellen Einrichtungen in Thüringen zusammenarbeiten. „Ich möchte Brücken schlagen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Die Sammlungen bieten großes Potenzial, beide Welten stärker miteinander zu verbinden.“
Besonders interessant ist für sie die aktuelle Forschung zu Kolonialismus und dessen Erbe. Dafür bietet ihr zum Beispiel die Alphons-Stübel-Sammlung für Orientfotografie der Universität Jena einen guten Ausgangspunkt. „Anhand dieser und anderer Sammlungen und ihrer Objekte der Universität können wir grundlegende Fragen der Kulturgeschichte sowohl inhaltlicher als auch in methodischer Art stellen“, erklärt sie. Drängend seien gerade bei dieser Art Material die Fragen, woher die Objekte stammen, warum und wie sie gesammelt wurden und welches Wissen darauf generiert wurde – sowohl in ihrer ursprünglichen Umgebung als auch heute als Teil der Wissenschaft.
Kulturgeschichte zwischen Mikro- und Makroperspektive
Vor allem die verschiedenen Blickwinkel auf die Kulturgeschichte begeistern Laukötter. „Einerseits arbeiten wir in der Kulturgeschichte dicht an lokalen und nationalen Phänomenen. Gleichzeitig gilt es aber, auch größere, globale Strukturen und Prozesse einzubeziehen, Phänomene darin einzuordnen und zu verstehen“, erklärt sie die Mikro- und Makroperspektive auf das Wissenschaftsfeld. Dazu gehört auch das vergleichende und transnationale Arbeiten. So sollen Studierende der Kulturgeschichte lernen, die Themen und Phänomene sowohl im Deutsch-deutschen Vergleich, als auch im europäischen oder transnationalen Vergleich einzuordnen.
Darüber hinaus engagiert sich die Kulturhistorikerin für interdisziplinäres Arbeiten und versucht in ihren Projekten, Geistes- und Naturwissenschaften stärker miteinander zu verbinden. Sammlungen wie die des Phyletischen Museums oder die Botanische Lehrsammlung der Friedrich-Schiller-Universität bieten sich dafür besonders gut an.